Bei dem Begriff "Zirzensik" denken viele zuerst an "Zirkuslektionen". Zirkuslektionen sind Lektionen die keine gymnastizierende Wirkung erzielen. So sind z. B. das " Ja" oder "Nein" sagen, Gerte vom Boden aufheben oder "Küsschen" geben eine nette Übung für das Pferd und lustig für die Zuschauer, jedoch fördern diese Übungen keine Balance für das Pferd, sowie schule dieses nicht in der Bewegungsfähigkeit.
Ganz wichtig beim Schulen der Lektionen auf die Reihenfolge zu achten.
ERST RUNTER - DANN RAUF!!!!
Das heißt wir beginnen mit den Lektionen auf dem Boden "Kompliment", "Knien", "Hinlegen" und erst dann mit den Lektionen über dem Boden "Spanischer Schritt" und dem "Steigen". Da die Lektionen "Spansicher Schritt" und das "Steigen" auf Kommando sehr Dominate Lektionen sind, die für den Menschen sehr gefährlich werden können, bedarf es hier einer vertrauensvollen und respektvollen Vorarbeit am Boden.
Kompliment
Das Kompliment ist die Grundbasis aller weiterführenden Lektionen.
Es ist wichtig hier gezielt und sensibel auf das Pferd einzugehen. Das heißt, ich überfordere das Pferd bei der Lektion nicht! Ich versuche nicht das Pferd zu zwingen oder in einer Position zu halten. Vielmehr beginne ich Stück für Stück die Lektion verständlich zu erklären um dann die einzelnen Bausteine zusammen zu setzen. Ich arbeite je nach Pferd mit Strick oder Beinlonge. Diese Variante spreche ich zuvor mit dem Besitzer ab und erkläre ausführlich wieso ich bei dem Pferd so agiere und warum nicht. Jedes Pferd ist individuell, daher gibt es ein Pauschalkonzept wie ich beim Kompliment vorgehe.
Der Gymnastikeffekt
Das Kompliment fördert vor allem die Balance des Pferdes, ausbalancierte und unkoordinierten Pferden hilft diese Übung in sich stabiler und gerader zu werden.
Außerdem hat es einen fantastischen Gymnastikeffekt wobei Sehnen und Bänder geschont werden und die Muskeln trainiert werden, die sonst eher weniger geschult werden. Der Rücken wölbt sich auf und
der lange Rückenmuskel wird gedehnt, was wiederum eine Stärkung der Rückenmuskulatur mit sich bringt. Des weiteren fördert es die Schulterfreiheit wie beim Spanischen
Schritt.
Knien
Das Knien ist die nächste Stufe des Kompliments. Wenn auf beiden Händen das Kompliment ohne Strick oder Beinlonge klappt, kann man an der nächsten Lektion weiterarbeiten.
Das Knien ( obwohl es in Wirklichkeit kein Knien ist) ist die Vorarbeit zum Hinlegen. Wenn die Pferde das Kompliment gut verstanden haben, ist das Knien eigentlich kein Problem mehr.
Der Gymnastikeffekt
Auch diese Übung fördert die Balance, sie trainiert die Hinterhand und stärkt die Bänder und Sehnen. Auch
hier ist oberste Regel dem Pferd Zeit zu geben, sodass sich das Pferd langsam daran gewöhnen kann und sich die Muskulatur, Bänder und Sehnen entsprechend dehnen können.
Liegen (Ablegen)
Das Liegen ist für mich eines der schönsten Lektionen. Denn hier zeigt das Pferd absolutes Vertrauen zum Menschen. Die Lektion baut auf die Lektion Knien auf. Wenn das Pferd das Knien auf Kommando beherrscht ist es zum Hinlegen oft nur noch ein kleiner Schritt. Manchmal passiert die Lektion schon beim Knien. Ich arbeite bei der Lektion NICHT mit einer Beinlonge, da ich dem Pferd immer die Möglichkeit geben möchte, in einer ängstlichen Situation sich entziehen zu können. Das sorgt für Vertrauen vom Pferd und für Sicherheit dem Menschen gegenüber.
Vertrauen und Respekt sind hier oberste Priorität.
Ich möchte mir das Vertrauen vom Pferd nicht durch eine zu eilige oder zu ehrgeizige Situation meinerseits kaputt machen lassen.
Der Gymnastikeffekt
Die totale Entspannung, das Loslassen aller Muskeln, das Fallenlassen aus der letzten Anspannung. All dies wird durch das Liegen und das Flachliegen
erreicht.
Spanische Schritt
Der spanische Schritt ist eine vorwärtsschreitende Bewegung in der das Pferd jeweils ein Bein nach vorne Streckt und mit dem entgegengesetztem Hinterbein nach vorne fußt. Das korrekte Abfußen des Hinterbeins sorgt für die Aufwölbung im Rücken und daher für eine gymnastizierung der Rückenmuskulatur. Da diese Lektion eine sehr dominante Lektion ist, beginne ich diese Lektion erst, wenn die Lektionen am Boden gefestigt sind.
Der Gymnastikeffekt:
Der Spanische Schritt dient bei korrekter Ausführung zu einer Festigung der Hinterhand und trainiert die Rückenmuskulatur. Dabei wird die
Schulterfreiheit des Pferdes trainiert und kann bei Pferden mit Fehlgängen (Passgang) dafür sorgen, dass der Schritt wieder Takt rein wird.
Steigen
Beim Steigen erhebt sich das Pferd seine beide Hinterbeine. Man unterscheidet hier das echte hohe Steigen und die Levade.Die Levade ist eine Übung der klassischen Reitkunst, bei der das Pferd sein Gewicht auf die gebeugten Hinterbeine verlagert, seinen Rumpf in einem Winkel von weniger als 45° zum Boden hebt und die Vorderbeine an den Leib zieht.
Das Steigen auf Kommando ist eine sehr imposante Lektion, die jedes Pferd von Natur aus beherrscht. Oft sieht man diese Lektion bei spielenden Wallachen oder Hengsten. Jedoch ist nicht zu vergessen, das diese Lektion gefährlich werden kann, wenn das Pferd kein Vertrauen und Respekt dem Menschen gegenüber hat. Daher ist diese Lektion nur zu erlernen, wenn die Vertrauensvolle und Respektvolle Beziehung zwischen Mensch und Pferd gegeben ist.
Die wichtigste Vorarbeit für das Steigen auf Kommando ist der Spanische Schritt. Der Spanische Schritt muss vom Pferd sehr gut beherscht sein, sodass auf das kleinste Touchierne der Schulter der Spanischer Schritt "ausgelöst" wird. Das Steigen sollte nicht jedem Pferd begebracht werden und erfordert viel Wissen um die Lektion, sowie die Grundgehorsamkeit des Pferdes. Das Steigen ist die Krone der Zirzensik und sollte daher gut bedacht geschult werden.
Das Steigen kostet dem Pferd viel Kraft. Desweiteren muss das Pferd auf die Lektion gut vorbereitet werden, da die Muskulatur, die Sehnen und die Bändern bei dieser Lektion Höhstleistungen bringen.
Der Gymnastikeffekt:
Bei der korrekt ausgeführten Levade wir die Hinterhand schön gestärkt, das Pferd lernt das Gleichgewicht besser zu halten und sich in sich zu stabilisieren.
Beim Steigen hingegen wird die Hinterhand gefestigt und der Schwung geregelt, was auch wieder den Gleichgewichtssinn des Pferdes stärkt.
Arbeit mit dem Podest
Die Arbeit auf dem Podest ist eine sehr gute Arbeit die Rückenmuskulatur zu stärken. Der lange Rückenmuskel wird schonend gedehnt und ist somit gymnastizierend für den Pferderücken. Es ist zudem eine tolle Lektion um Vertrauen zu stärken.
Die Pferde nehmen diese Übung gerne an. Die Meisten Pferde lieben das Podest nach kürzester Zeit. Von oben sieht man einfach besser :-)
Der Gymnastikeffekt:
Der Rückenmuskel wird trainiert und die Balance des Pferdes geschult. Die Hinterhand muss mehr Last aufnehmen und wird somit gestärkt und gewinnt an Kraft.